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Editorial
I
m Mittelpunkt jeder Lichtplanung steht
der Mensch. An seinen individuellen
Bedürfnissen orientiert sich der Pla-
ner und achtet auf eine angemessene
Beleuchtungsstärke mit einer harmo-
nischen Helligkeitsverteilung, Schutz
vor Blendung, ein definiertes Verhältnis
von Kontrast, Licht und Schatten und
die natürliche Wiedergabe aller Farben.
Unter einer diese Eigenschaften aufwei-
senden Beleuchtung werden die meisten
Sehaufgaben in Beruf und Freizeit gut
und sicher zu erfüllen sein.
Gutes Licht ermöglicht jedoch nicht nur
das Sehen, sondern es fördert auch
Wohlbefinden, Stimmung und Gesund-
heit. Unser Auge besitzt – neben den für
das Sehen verantwortlichen Rezeptoren
– lichtempfindliche Nervenzellen, deren
Signale ohne Umwege zu einer Schalt-
zentrale im Gehirn führen, wo sie die
Ausschüttung oder Unterdrückung von
Wach- und Schlafhormonen bewirken.
Eine im Tagesrhythmus wechselnde Hel-
ligkeit mit sich ändernden Lichtstimmun-
gen synchronisiert zudem unsere innere
Uhr. Licht ist somit ein wichtiger Taktge-
ber unserer biologischen Zyklen und be-
einflusst, wann wir uns fit und leistungs-
bereit oder entspannt und ruhebedürftig
fühlen. Diese physiologische Reaktion
wurde uns über Jahrtausende durch
Sonnenlicht im Tages- und Jahresverlauf
genetisch aufgeprägt.
Wenn wir uns heute berufsbedingt über
lange Zeit in Räumen unter künstlichem
Licht aufhalten, gilt es, unsere genetische
Konditionierung zu berücksichtigen, da
unsere Leistungsstärke und Produktivität
dann von den Eigenschaften der künst-
lichen Lichtquellen entscheidend abhän-
gen. Es liegt deshalb nahe, künstliche
Beleuchtung um eine ganzheitlich ge-
plante, dynamische Komponente zu er-
weitern. Hiermit kann ein biologisch sinn-
voller Tagesrhythmus generiert werden.
Die Wirksamkeit von Human Centric
Lighting wurde durch wissenschaftliche
Studien ausreichend belegt. So arbei-
ten Menschen mit Bürotätigkeiten moti-
vierter, konzentrierter und sind messbar
leistungsfähiger. In Schulen wurden unter
dynamischem Licht signifikante Steige-
rungen des Lernerfolgs und bei Schülern
und Lehrern vermindertes Stressempfin-
den gemessen. In Krankenhäusern und
Rehakliniken trägt biologisch wirksames
Licht dazu bei, dass Patienten sich woh-
ler fühlen, besser schlafen und schneller
genesen.
Mit geeigneten Leuchten, Leuchtmitteln
und einer entsprechenden Steuerung
ist es möglich, eine an den natürlichen
Tageslichtverlauf angepasste, biologisch
wirksame Lichtexposition zu bewirken.
Voraussetzung dafür ist, dass in die Pla-
nung neben einer von Blau- bis Warm-
weiß veränderbaren Lichtfarbe insbeson-
dere die vertikalen Beleuchtungsstärken,
Lichtrichtung und Flächigkeit der Licht-
quellen einfließen.
Human Centric Lighting
Hans-Christian Friedmann
Geschäftsführender Gesellschafter