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2

Editorial

I

m Mittelpunkt jeder Lichtplanung steht

der Mensch. An seinen individuellen

Bedürfnissen orientiert sich der Pla-

ner und achtet auf eine angemessene

Beleuchtungsstärke mit einer harmo-

nischen Helligkeitsverteilung, Schutz

vor Blendung, ein definiertes Verhältnis

von Kontrast, Licht und Schatten und

die natürliche Wiedergabe aller Farben.

Unter einer diese Eigenschaften aufwei-

senden Beleuchtung werden die meisten

Sehaufgaben in Beruf und Freizeit gut

und sicher zu erfüllen sein.

Gutes Licht ermöglicht jedoch nicht nur

das Sehen, sondern es fördert auch

Wohlbefinden, Stimmung und Gesund-

heit. Unser Auge besitzt – neben den für

das Sehen verantwortlichen Rezeptoren

– lichtempfindliche Nervenzellen, deren

Signale ohne Umwege zu einer Schalt-

zentrale im Gehirn führen, wo sie die

Ausschüttung oder Unterdrückung von

Wach- und Schlafhormonen bewirken.

Eine im Tagesrhythmus wechselnde Hel-

ligkeit mit sich ändernden Lichtstimmun-

gen synchronisiert zudem unsere innere

Uhr. Licht ist somit ein wichtiger Taktge-

ber unserer biologischen Zyklen und be-

einflusst, wann wir uns fit und leistungs-

bereit oder entspannt und ruhebedürftig

fühlen. Diese physiologische Reaktion

wurde uns über Jahrtausende durch

Sonnenlicht im Tages- und Jahresverlauf

genetisch aufgeprägt.

Wenn wir uns heute berufsbedingt über

lange Zeit in Räumen unter künstlichem

Licht aufhalten, gilt es, unsere genetische

Konditionierung zu berücksichtigen, da

unsere Leistungsstärke und Produktivität

dann von den Eigenschaften der künst-

lichen Lichtquellen entscheidend abhän-

gen. Es liegt deshalb nahe, künstliche

Beleuchtung um eine ganzheitlich ge-

plante, dynamische Komponente zu er-

weitern. Hiermit kann ein biologisch sinn-

voller Tagesrhythmus generiert werden.

Die Wirksamkeit von Human Centric

Lighting wurde durch wissenschaftliche

Studien ausreichend belegt. So arbei-

ten Menschen mit Bürotätigkeiten moti-

vierter, konzentrierter und sind messbar

leistungsfähiger. In Schulen wurden unter

dynamischem Licht signifikante Steige-

rungen des Lernerfolgs und bei Schülern

und Lehrern vermindertes Stressempfin-

den gemessen. In Krankenhäusern und

Rehakliniken trägt biologisch wirksames

Licht dazu bei, dass Patienten sich woh-

ler fühlen, besser schlafen und schneller

genesen.

Mit geeigneten Leuchten, Leuchtmitteln

und einer entsprechenden Steuerung

ist es möglich, eine an den natürlichen

Tageslichtverlauf angepasste, biologisch

wirksame Lichtexposition zu bewirken.

Voraussetzung dafür ist, dass in die Pla-

nung neben einer von Blau- bis Warm-

weiß veränderbaren Lichtfarbe insbeson-

dere die vertikalen Beleuchtungsstärken,

Lichtrichtung und Flächigkeit der Licht-

quellen einfließen.

Human Centric Lighting

Hans-Christian Friedmann

Geschäftsführender Gesellschafter